Recherche

25.09.2020

Pfeifer Lauterbach macht sich fit für die Zukunft

CDU-Kreisvorsitzender und Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak (2.v.r.) und Vertreter der örtlichen CDU-Kreistagsfraktion mit Geschäftsführer der Pfeifer Holz Lauterbach GmbH Andreas Schmid (r.) bei der Betriebsbesichtigung.

Bei einer Betriebsbesichtigung durch die CDU-Kreistagsfraktion im Kreistag des Vogelsbergkreises präsentierte sich das Vorzeigewerk der österreichischen Pfeifer Group im Lauterbacher Ortsteil Wallenrod investitionsfreudig wie gewohnt. Eine große Herausforderung bleibt der Fachkräftemangel.

Die Nähe zum Rohstoff Holz im waldreichen Hessen und die großzügigen Gewerbeflächen waren ausschlaggebend dafür, dass Pfeifer 2008 den Spatenstich für den neuen Standort in Lauterbach setzte. Vom 50 Hektar großen Areal seien derzeit erst 27 ha verbaut, was die strategische Standortentwicklung wesentlich begünstige, erklärte Geschäftsführer Andreas Schmid der politischen Abordnung beim Rundgang über das Werksgelände. Allein 180 Mio. Euro hat die Pfeifer Group bislang in den größten ihrer acht Standorte investiert, mit dem zweiten hessischen Standort Schlitz sind es mehr als 200 Millionen im Vogelsbergkreis. „Ein wichtiger Impuls für unsere Region, der viele qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen hat“, lobten die CDU-Kommunalpolitiker, unter ihnen der Fraktionsvorsitzende Bgm. Stephan Paule (Alsfeld) und der CDU-Kreisvorsitzende Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak (Lauterbach). Aktuell produzieren in Lauterbach 245 MitarbeiterInnen entlang einer der modernsten Hochleistungs-Sägelinien Europas und in der Weiterverarbeitung jährlich 620.000 m³ Schnittholz, 235.000 m³ Palettenklötze, 75.000 t Holzpellets (mittelfristig 95.000 t) und 80 Mio. kWh Bio-Strom, der in das öffentliche Stromnetz eingespeist wird.

In Lauterbach wird 100 % des angelieferten Rundholzes verarbeitet, u.a. zu Pressspanklötzen für die europäische Palettenindustrie.

Maßnahmen gegen Facharbeitermangel

Thema beim Informationsaustausch war u.a. die Personalsuche, die sich selbst für einen attraktiven Arbeitgeber wie Pfeifer schwierig gestaltet. Schmid: „Unsere Jobs bestehen kaum noch aus körperlicher Arbeit, sondern vorwiegend aus Kontrolltätigkeiten. Die Hightech-Anlagen müssen gesteuert, überwacht und gewartet werden.“ Pfeifer geht hier mit der Ausbildung von Holzbearbeitungsmechanikern und Mechatronikern in die Offensive, um langfristig entsprechend ausgebildetes Personal zur Verfügung zu haben. Am 15 km entfernten Standort Schlitz sei die Facharbeiter-Situation aufgrund der Nähe zu Fulda etwas besser – ein mitentscheidender Faktor für die Standortwahl des neuen CLT-Werks vor drei Jahren. Erschwerend komme hinzu, dass Wallenrod kaum an den öffentlichen Verkehr angebunden sei: „Vor allem für junge Mitarbeiter ohne Privat-Pkw wäre eine Bushaltestelle wichtig“, appellierte Schmid an die Anwesenden.

Möglichst kurze Wege per Bahn und Lkw

Rund 1 Million Festmeter Rundholz verarbeitet Pfeifer in Lauterbach jährlich, als Folge des Klimawandels stammt der Rohstoff aus immer größerem Umkreis. Trockenheit und Käferkalamitäten setzen auch den hessischen Wäldern zu. Mit der raschen Schadholzaufarbeitung unterstützt Pfeifer den Forst und die Waldbesitzer. Zur langfristigen Absicherung der Rohstoffversorgung entsteht derzeit die 1,7 Kilometer lange Bahntrasse vom Werk in Richtung Wallenrod, die im Sommer 2021 in Betrieb gehen soll. „Wir planen täglich zwei Ganzzüge für die Rundholzanlieferung, dadurch entfallen ca. 100 Lkw-Fahrten pro Tag. Außerdem wird Schnittholz abtransportiert, im ersten Schritt rechnen wir mit ein bis zwei Ganzzügen pro Monat“, so Schmid. Größter Kunde von Lauterbach ist mittlerweile das eigene CLT-Werk in Schlitz, das auf Basis eines ausgefeilten Logistikkonzepts mit Schnittholz versorgt wird. Diese kurzen Transportwege wirken sich positiv u.a. auf die Ökobilanz der Produkte aus. 

Entlastung für Umwelt und Bevölkerung: Mit Inbetriebnahme der Bahntrasse im Sommer 2021 entfällt ein beträchtlicher Teil des Lkw-Aufkommens.

Der Standort, der niemals schläft

Durch die 100-prozentige Verwertung des Rundholzes am vollintegrierten Standort Lauterbach sichert sich Pfeifer wichtige Wettbewerbsvorteile. Bei der Schnittholzverarbeitung anfallende Nebenprodukte werden erfolgreich zu Kuppelprodukten weiterverarbeitet. Nur zwei Beispiele: Mit einer Produktionsmenge von 235.000 m³ Pressspanklötzen pro Jahr – ausreichend für 22 Mio. Europaletten – ist Pfeifer Weltmarktführer im Segment. Und die Baumrinde wird im eigenen Biomasse-Kraftwerk in CO²-neutrale Wärme für die eigene Werksversorgung und 8 Gigawattstunden Strom umgewandelt. Diese Menge entspricht in etwa dem Verbrauch einer Stadt in der Größenordnung von Lauterbach. Das kürzlich neu errichtete Gasheizwerk mit 19,9 MW Leistung schafft zusätzlich erhöhte Kapazitäten für die Holz- und Spantrocknung. Stillstand kennt Pfeifer also weder in puncto Investitionen noch im konkreten Sinn: Die Sägelinien laufen im 3-Schicht-Betrieb, auch die hochtechnologisierte Klotzproduktion, die Pelletierung und das Kraftwerk sind abgesehen von einer 14-tägigen Revision ganzjährig durchgehend in Betrieb.

Das 2020 neu errichtete Gasheizwerk schafft erhöhte Kapazitäten für die Holz- und Spantrocknung.

Die Pfeifer Group

... zählt zu den traditionsreichsten und wettbewerbsstärksten Unternehmen der europäischen Holzindustrie mit rund 2.000 Mitarbeitern an 8 Standorten in Österreich, Deutschland und Tschechien. 3,8 Mio. Festmeter Holz werden in den vollintegrierten Sägewerken der Gruppe zu Schnittholz und Hobelware, Betonschalungsplatten, Schalungsträgern, Brettsperrholz (CLT), Brettschichtholz, verleimten Massivholzplatten sowie Palettenklötzen, Briketts, Pellets und Biostrom verarbeitet. Exportiert wird in 90 Länder weltweit.