Rundholzeinkauf in der Pfeifer Group
Die Pfeifer Group verarbeitet jährlich rund drei Millionen Festmeter Rundholz an ihren Standorten. Und zählt damit zu den größten Abnehmern Europas. Wie schafft man es, nachhaltige Lieferantenbeziehungen in einem so sensiblen Markt wie jenem für Rundholz zu etablieren? Ein Gespräch mit Ingomar Kogler, dem Gesamtleiter des Rundholzeinkaufs der Pfeifer Group.
Herr Kogler, aus welchen Ländern stammt eigentlich das bei Pfeifer verarbeitete Holz?
Kogler: „Wir beziehen rund 93% aus den Ländern, in denen wir mit Produktionsstandorten angesiedelt sind. Also aus Deutschland, Österreich und Tschechien, wobei das Gros hier wiederum aus Deutschland kommt. Der Rest stammt aus Ländern wie Slowenien, Südtirol, Schweiz, Polen, Norwegen und dem Baltikum. Größtenteils liegen zwischen Schlägerungs- und Verarbeitungsort maximal 150 km Luftlinie. Neben dem Rundholz beziehen wir auch Waldhackgut als Brennstoff für unsere Kraftwerke und Sägespäne.“
Wer sind Ihre Lieferanten?
Kogler: „Die Struktur unserer Rundholz-Lieferanten ist sehr vielschichtig. Das reicht von kleinen, privaten Waldbesitzern über Agrargemeinschaften bis hin zu sehr großen Betrieben wie beispielsweise den Landesforstbetrieben in den deutschen Bundesländern und den Österreichischen Bundesforsten. Um sich ein Bild von den Dimensionen zu machen: Alleine die Bayerischen Staatsforsten schlagen jährlich rund 5 Millionen Festmeter Rundholz pro Jahr ein! Gleichzeitig haben wir aber auch langjährige Partner, die eine überschaubare Menge Holz aus ihren Wäldern holen. Beide sind für uns wichtig.“
In der Branche gibt es das Bonmot, wonach Holz nicht verkauft, sondern verteilt würde. Stimmt das?
Kogler (lacht): „Das ist dann doch etwas überzogen. Wiewohl ein wahrer Kern in dieser Zuspitzung steckt. Holz ist ein begehrter Rohstoff. Und die Waldbesitzer schauen sich sehr genau an, mit wem sie es zu tun haben. Der Stellenwert von nachhaltigen Beziehungen zwischen Waldbesitzern und Abnehmern ist generell sehr groß. Gerade in Tirol, wo wir unsere Unternehmenszentrale haben, ist allseits bekannt, dass die Nachfrage das lokale Angebot deutlich übersteigt.“
Das heißt, relevant wird dann vor allem der Preis?
Kogler: „Wie in jeder Geschäftsbeziehung spielen finanzielle Motive auf beiden Seiten eine Rolle. Aber wichtig sind vor allem Faktoren wie Sicherheit und Vertrauen. Wir erhalten von unseren Waldbesitzern einen großen Vertrauensvorschuss, wenn sie uns ihr Holz anvertrauen. Was wir übertragen bekommen, hat einen Wert. Und egal, ob wir das Holz fertig ausgeformt an der Waldstraße abholen oder es frei Haus geliefert bekommen: Die finale Vermessung und Qualitätsprüfung, die als Grundlage für die Abrechnung dient, findet erst bei uns im Werk statt. Das überlässt man nur Partnern, die man kennt und schätzt.“
„Wo Individuen entscheiden, braucht es neben Kontrolle vor allem Vertrauen.“
Diese Vorgänge sind doch allerdings auch längst digitalisiert, oder nicht?
Kogler: „Natürlich arbeiten wir in der Vermessung mit geeichten und digitalisierten Lasertechnik-Anlagen und auf Basis der Österreichischen Holzhandels-Usancen bzw. der Rahmenvereinbarung Werksvermessung. Aber gerade bei der Bestimmung der Holzart und der visuellen Prüfung von Pilzbefall, Astigkeit oder Beschaffenheit des Kerns ist noch immer das Urteil eines Menschen ausschlaggebend. Und wo Individuen entscheiden, braucht es neben Kontrolle vor allem Vertrauen.“
Worauf basiert dieser Vertrauensvorschuss?
Kogler: „Auf der Pünktlichkeit beim Abholen des Holzes, der Korrektheit beim Bestimmen der Qualitäten und der Fähigkeit, eine stimmige und verlässliche Abrechnung zu erzeugen. Der pünktliche Zahlungseingang wird selbstredend vorausgesetzt. Für unsere Rundholzeinkäufer ist es von Vorteil, dass wir bei Pfeifer all diese Qualitäten seit vielen Jahren in der täglichen Arbeit garantieren können. Das bildet einen wichtigen Teil unserer Unternehmenskultur.“
„Wir wollen als Verarbeiter aus jenen Regionen Holz beziehen, in denen wir auch unsere Standorte betreiben.“
Wo sehen Sie die großen künftigen Herausforderungen in Sachen Rohstoff-Versorgung für die gesamte Branche?
Kogler: „Wir betreiben in der Pfeifer Group integrierte Standorte, in denen Rundholz zu 100 % verarbeitet wird. Das erfordert auch eine gewisse Kontinuität in der Belieferung mit dem Rohstoff. Die nachhaltige Mobilisierung des Rohstoffes, also das Holz überhaupt aus den Wäldern zu bekommen, ist deshalb entscheidend. Bei den großen staatlichen Forstbetrieben wird dies gewährleistet. Bei vielen kleineren Betrieben gibt es in dieser Hinsicht noch Luft nach oben. Die regelmäßige Bewirtschaftung wäre vor allem im Sinne der Nachhaltigkeit wichtig. Sie tut den Wäldern gut. Und wir wollen als Verarbeiter aus jenen Regionen Holz beziehen, in denen wir auch unsere Standorte betreiben.“